Gut, dass wir Bayern doch nicht ausgegliedert haben. So. Wir haben also einen Papst. Nicht das wir vorher keinen gehabt hätten, aber die Journalisten, die heute aus Rom schreiben, dürften damals (bei der letzten Konklave) noch in Windeln gewickelt im Krippenspiel mitdargestellt haben. Also ist es ein mediales Ereignis geworden. Man hätte ja fast glauben können bei soviel multimedialer Aufmerksamkeit hätte auch die katholische Kirche einen Neuanfang verdient.
Hat sie wohl nicht. Will sie wohl auch nicht.
Der 265. Papst ist eigentlich der 264. Papst, weil Papa Ratzi bereits beim “alten” Papst immer auf den Fotographien im Hintergrund zu sehen war. Schon dieser Papst (wir nannten ihn damals Johannes Paul den Zweiten) war dem Opus Dei nahestehend. Gut, das nur am Rande.
Was bittesehr immer auch die Redakteure der Bildzeitung zur ?berschrift “Wir sind Papst ” bewogen haben mag — das weiss nur der Papst und sein Chef selber. Mag sein, dass es toll ist, dass ein Deutscher Papst geworden ist. Ich bin schon ganz froh, dass ein Katholik Papst geworden ist. Der Posten Papst ist allerdings nicht mit der Ratspräsidentschaft der EU vergleichbar, nicht mit dem Vorsitz der FIFA. Es ist kein Gewinn. Er wird schneller altern als er glaubt. So wie BILD feiert, werden wir (Deutschland) die Weltmeisterschaft mit diesem Papst ganz sicher gewinnen. Welche? Jede. Windsurfen ganz sicher.
Im Spiegel-Interview mit dem Münsteraner Theologen Horst Herrmann sagt dieser so einiges. Unter anderem:
Ratzinger ist ein “Top-Theologe”. Ratzinger ist ein Mann, der gegen gleichgeschlechtliche Ehen ist, der Verhütungsmittel verdammt und ?kumene blockiert. Fatal gesagt: Er ist ein Mann, der wenn er könnte die Kirche wieder ins Mittelalter versetzen würde. Diese Wahl war eine Wahl des Rückschritts für die katholische Kirche.
Ich hätte nun fast geschrieben, Benedikt IcksPfauIh wäre das schlimmste Ergebnis, das kommen konnte, aber das wäre Kardinal Meisner aus Köln (der Andi Moeller der deutschen Bischofskonferenz) gewesen, der unter anderem dafür gesorgt hat, dass sich die katholische Kirche Deutschlands aus der Schwangerschaftsberatung zurückgezogen hat.