Samui? Samui!David's Neighbour's Notizen über sein Leben als Auswanderer auf der Insel Koh Samui in Thailand. Auf Deutsch, und so...

Krungthep Mahanakhon 1.0 – Erstmal hinkommen

Ok. Ich war also in Bangkok. Nur um diejenigen meiner Leser die beim Bemerken neuer Einträge mit einem “Oh, das sind aber wieder viele Worte” reagieren gleich zu Beginn abzuspeisen: Bangkok ist eine schreckliche Stadt. Schmutzig. Die Amis sind bescheuert. Ko Samui ist 5mal so teuer wie Bangkok. Ich kann in Bussen nicht schlafen. Und: Meine Freundin taucht in einigen Nebensätzen auf. Vielleicht sollte man doch alles lesen. Wenn nicht — mindestens drei Bangkok-Einträge werden es werden. Und nächste Woche fahr ich schon wieder dahin.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Projekt Passebohrt mich nach Krungthep Mahanakhon, oder wie wir weniger faulen Vollständigkeitsfanatiker zu sagen pflegen Krungthep Mahanakhon Bovorn Ratanakosin Mahintharayutthaya Mahadilokpop Noparatratchathani Burirom Udomratchanivet Mahasathan Amornpiman Avatarnsathit Sakkathattiyavisnukarmprasit führen würde. Nun hatte ich Yai (ja, genau, kleine Thai) neulich gefragt, ob sie nicht mitkommen wölle (zum einen hat es den Vorteil, dass manche Thais einen Farang in Thai-Begleitung weniger intensiv abgreifen als einzelgehende Farangs, zum anderen wäre es eine geeignete Unterhaltung gewesen, denn die Fahrt mit dem Bus dauert ca. 14 Stunden. Die Antwort lautete immer “Nonooooh, must work haard tuuh matsch” oder ähnlich. Samstag Nacht nun sprach es hinter mir auf dem Weg nach Hause und dem Motobike plötzlich “Tirak, I come with you to Krungthep”. Ich möchte nocheinmal betonen, dass es ungünstig ist, auf Sand scharf zu bremsen. Nach einigen Nachfragen erkärte sie mir dann höchst charmant und in nicht wiederzugebenden Worten, dass sie der Meinung wäre, ich würde erhebliche Orientierungsprobleme haben und mein gutes Herz würde mich nur in komplizierte Situationen führen. Oder so. Ich brings also alleine nicht.

Wir haben dann Sonntag Morgen beim Bus-Ticket-Service angerufen und tatsächlich noch eine Fahrkarte bekommen. Einzige Bedingung: Die Karte muss bis 12 Uhr abgeholt werden. Abfahrt war also für 11:30 augemacht. Punkt 11:25 begann es zu regnen. Nicht ein bisschen sondern sehr. Ich bekam ein “No need to go, we can go later” zu hören und auf mein Bemerkung “noon” hei?e Mittag ein “I am Thai, I speak with she, she gives me Ticket, trust me”. (Ahnt ihr, worauf es hinausläuft?) Es regnete weiter und irgendwann mussten wir dann wirklich nach Nathon, weil um 16:30 Uhr der Bus gehen sollte und man 1h vorher einchecken sollte (klar, dumme Farangs, kommen eh zu spät). Wir kamen im Regen bis Chaweng, dann war die Stra?e überflutet. Also schnell das Moped wegpacken (nass waren wir eh schon) und ein Pritschentaxi suchen. Die ?berschwemmungen wurden in Maenam stärker, war schon gut so. Gegen 15 Uhr waren wir dann endlich in Nathon. Dort am Schalter sprach Yai eine Weile auf die Schalter-Thai ein und kam dann mit einem ziemlich bedröpseltem Gesicht zurück.

Tja. Genau. Das Ticket war weg. Ich bin ja eher froher Natur und so fand ich das anfangs noch recht lustig. Wir haben dann noch versucht auf einen Bus ohne VIP umzubuchen, das ging aber nicht. Die Optionen standen also auf alleine fahren. Inzwischen hatte sich aber schon einer der überall in Thailand heimischen Moped-Taxifahrer die Sache angesehen und bot uns an, uns zu einem anderen Anbieter zu bringen, der noch Plätze frei hatte. Ich war schon beim Lachen, also lachte ich weiter. Taxifahrer verdienen ja kräftig an derartigen Tipps. Wir entschieden uns aber, das mal anzutesten, Zeit hatten wir ja. Erwähnte ich schon, dass es ein Mopedtaxi war? Ja? Gut. Der Taxifahrer sass (aus technischen Gründen) vorne, ich hinten und zwischendrin Yai. Die Dreiertaxifahrt hab ich also auch schon hinter mich gebracht. Mehr dürften es dann aber auch wirklich nicht sein.

Beim nächten Busstand hatten sie natürlich noch Plätze übrig. Also gaben wir dem Taxifahrer 60 Baht (viel zu viel) und mein Ticket, was die V.I.P.Leute nicht zurücknehmen wollten und er zog von dannen. (Genauer gesagt, er lie? sich das Ticket geben, weil er mal kucken wollte, ob wir wirklich nach Krungthep wollten und gab es nicht zurück.) Als ich später Yai gegenüber bemerkte, dass der Taxifahrer mit dem Ticket vermutlich seinen Wochenlohn eingefahren haben wird meinte sie, das wäre gut für mich, denn ich habe eine gute Tat begangen und müsste dafuer nicht in den Tempel. Derartig beruhigt bestieg ich hinter ihr den fensterscheibenlosen mit mich anstarrenden Thais gefüllten klapprigen Bus und fuhr alsbald Krungthep entgegen.

Zumindest dachte ich das. Irgendwann aber wurden wir in Surrat Thani auf offener Stra?e aus dem Bus geschickt — wir sollten dort warten, man komme uns abholen. Wir, das waren Yai, Ich und ein Thai, der sich nicht sicher war, ob er denn männlich oder weiblich sei. Kay. Bis auf die fehlenden Augenbrauen, eine leicht affektierte Körperhaltung, einem Zöpfchen und der hormonbehandelt hohen Stimme sah sie (Kay) eigentlich ganz männlich aus. Nach einigen Versuchen, ein Gespräch in Gang zu bringen (sie (Kay) wusste nicht, ob sein (Kay) Englisch gut genug wäre) unterhielten wir uns dann aber gut. Es (Kay) arbeitet in Chaweng in der Transvestitenshow (ob ich mich denn nicht erinnern würde — tat ich nicht, was grö?tenteils daran liegen könnte, dass ich da nie war) und war auf Reise nach Krungthep.

Nun ja. Pro Minute kamen zwei Motor-TukTuks die wir abwimmeln durften. Wir standen lange. Es gibt anscheinend viele Motor-TukTuks in Surrat Thani. Und anscheinend keine Farangs. Denn wieder kam der Verkehr fast zum Erlahmen, weil jeder mich unbedingt sehen wollte. Nach einer Weile taten mir alle Gesichtsmuskeln weh vom ständigen Grinsen. Wir wurden immer noch nicht abgeholt. Also riefen wir mal beim Reiseveranstalter (muahahaha) an, der feststellte, dass er uns vergessen hat. Nach einer Minute rief er zurück und sagte, wir würden nun geholt. Nach weiteren 5 Minuten rief jemand an, der sagte, er würde uns nun abholen. Nach weiteren 5 Minuten kam der Busfahrer von vorher mit seinem Moped vorbei und fragte uns, warum wir noch hier rumstehen würden, der Bus nach Krungthep führe in 10 Minuten. Es wurden hektische Telefonate geführt und man sagte uns, wir sollen doch besser mal auf der anderen Stra?enseite (6 spurig, voll befahren) warten, dann kommen wir schneller hin. Nach weiteren 5 Minuten waren wir drüben. Wieder rief jemand an und sagte, er würde jetzt gleich da sein und wo wir überhaupt wären. Beim nächsten Anruf meinte ich dann, ob es denn so kompliziert wäre, zum Bus zu kommen, wir könnten ja doch auch ein TukTuk nehmen. Panische Gesichtsausdrücke bei allen beteiligten Thais. Die Stimme im Phone meinte, das wäre ok, ich solle das Telefon dem TukTuk-Fahrer geben. Gesagt getan. Der Taxifahrer bekam erklärt, wohin er musste und wir sa?en im MotoTukTuk. Als der dann anfuhr, bekam ich meine Erklärung für die vorhergehenden Gesichtsausdrücke. Aber man sollte das mal selber erleben ;]=

Letzten Endes fuhr das TukTuk in eine Gegend, in der immer weniger Licht brannte und wurde immer schneller. Ich hatte schon Szenarien vor Augen die mich um meiner Barschaften erleichtert irgendwo im Südosten Thailands im Reisfeld aufwachen lie?en. Plötzlich aber standen wir vor einem Bus. Gefüllt mit Farangs. Man entschuldigte sich tausend Mal, zahlte den TukTuk-Fahrer aus und wir bestiegen unser Reisedomizil. Plüsch! Roter Plüsch. Häkelgardinen. To Wong Foo lässt grü?en. Kay war glücklich. Nichtsdestotrotz war der Bus gemütlich. Und uns war versichert worden, wir würden in Krungthep Mahanakhon ankommen. Was auch der Fall war. Dreiviertel Fünf standen wir in Bangkok auf einer Stra?e, die aussah wie eine Nebenstra?e in Chemnitz (viele Stra?en in Bangkok sehen aus wie Chemnitzer Nebenstra?en). Keine Golddächer, keine TukTuks, kein Stra?enlärm. Einfach nur eine leere halogenbeleuchtete Stra?e.

So. Und wenn ich jetzt weiterschreiben würde, müsste ich zugeben müssen, dass ich die Digicam im Haus gelassen habe. Und Bilder nachliefern ist ja langweilig. Also müsst ihr mit dem Wissen leben, dass ich anscheinend wieder heil zurück gekommen bin.

Mehr gibts morgen.

PS: Ich finde es ja eigentlich blöd, dass Yai so einfach in den Nebensätzen auftaucht, als relativ konstanter Bestandteil meiner zuküftigen Einträge hätte sie ja einen Einführungseintrag verdient. Da sie aber plötzlich doch mitkommen wollte, hat sie mich ein bisschen überrumpelt. Naja. Die Vorstellung kommt noch.