In Bangkok hat alles seine Ordnung!
Gut. Nachdem ich es geschafft hatte, meine Botschaftsgeschäfte abzuwickeln ohne dabei lächerlich auszusehen (“Wieso haben Sie denn keine bessere Kopie Ihres Reisepasses gemacht?”) standen wir um neun Uhr morgens wieder auf der Stra?e vor der Botschaft und berieten, was denn nun zu tun wäre. Beziehungsweise ich versuchte, ein Gespräch diesbezüglich anzugehen. Yai war eher nach einem Parkbankaufenthalt und so schritten wir denn die Stra?e entlang auf der Suche nach selbiger. Gefunden, gesetzt, Leute und Elefanten angekuckt und mich begaffen lassen.
Elefant mit Rüssel.
Ich meinte dann, dass ich mich nach den Erfahrungen des Sonntags nicht unerheblich wohler fühlen würde, wenn wir Tickets für die Heimreise hätten. Also entschieden wir uns, erst einmal Fahrkarten kaufen zu gehen. Gute Idee. Einziges Problem war, dass weder ich noch sie wusste, wo genau wir denn abgesetzt wurden bzw. wo wir hin müssten, um zurück nach Ko Samui zu kommen. Also mussten wir wohl oder übel wieder das Risiko der Befragung eines Taxifahrers eingehen. Das dritte Taxi verstand dann endlich unser Begehr und jagte wieder in todesmutigem Tempo durch den langsam anschwellenden Verkehr. Nach 30 Minuten extremsten Adrenalinaussto?es kamen wir auf einem Busbahnhof an, dessen Name mir schon wieder entfallen ist. (Ich mach mir schon ein wenig Sorgen, wenn ich bedenke, dass ich das nächste Mal alleine nach Bangkok muss.) Dort kauften wir in einem (ich würde es) Reisebüro (nennen) Tickets für die Rückfahrt. Das Reisebüro hatte nur Thaischrift an den Scheiben und Wänden und ich hatte auch nicht dass Gefühl, dass die Thai hinter dem Tisch des Englischen mächtig wäre (Ich mach mir schon ein wenig Sorgen, wenn ich bedenke, dass ich das nächste Mal alleine nach Bangkok muss.)
Es war Morgen, die Sonne schien, was also lag ferner als ein Frühstück? Ich sah mich schon vor dampfenden Kaffee, Crossaints und komischem Schmierzeug, das den Eindruck europäischer Küche erwecken wolle und folgte Yai zu einem gro?en Loch in einem Haus. Was wie eine weit offen stehende Garage aussah, war ein ähm Restaurant. Ich überlies meiner Reiseleitung die Zusammenstellung des Frühstücks — ein Fehler, denn es gab Rührei mit komischen grünen Fasern drinnen, eine überaus leckere aber absolut tödlich scharfe Paste unbekannten Inhaltes, Fleischstücken, die man in Europa vom Sonntagsbraten abschneiden und wegwerfen würde knusprig kross gebraten, überaus ekelhafte gekochte Eier, die in einer Zuckerlauge eingelegt halbwarm gegessen werden mussten und ziemlich grau aussahen, seltsame gallertartige Bröckchen, die mir als eingelegtes Rindfleisch vorgestellt wurden (wenn es Rindfleisch war, dann war es lange eingelegt), ebenfalls schreiend süss in Zuckerlauge schwimmend und irgendwas komisches, was leicht nach Fisch schmeckte. Da auch hier anscheinend noch nie ein Farang zu Gast war, wurde ich natürlich geauestens beobachtet und gezwungen, auch wirklich alles zu testen.
Da ich diese Zeilen schreibe, habe ich es überlebt. Das nächste Mal bestimme ich aber die Lokalität und was auf den Tisch kommt. Jedoch habe ich das unbestimmte dumpfe Gefühl, dass ich mit Yai niemals bei einem Italiener oder anderem europäischem Essen landen werde. Ganz zu schweigen von MacDoof und PizzaHut. Könnte von Vorteil sein.
Derartig gestärkt entschieden wir uns für Shopping. Zum Betrachten von Sehenswürdigkeiten gingen unsere Interessen dann wohl doch ein wenig auseinander. Wir bestiegen also wieder frohgemut ein Taxi, heizten im Affentempo quer durch Bangkok und lie?en uns an einem Ort absetzen, wo man nach Aussagen von Yai wirklich gut Einkaufen gehen kann.
Fragt mich nicht, wo ich war — hier irgendwo um die Ecke.
Das Interessanteste war, dass in dem Kaufhaus auf 7 Etagen nahezu alles verkauft wurde, was man zum täglichen Leben gebrauchen konnte. Grösstenteils Klamotten. Es ist ja gar nicht zu fassen, wie ausdauernd so eine kleine Thai shoppen kann. Noch viel weniger zu fassen ist, wie voll das Kaufhaus war. Und absolut gar nicht zu fassen war, dass ich wieder der einzige Farang im Hause war. Könnte es sein, dass Farangs Bangkok gar nicht besuchen?
Nach 2 Stunden hatten wir das Kaufhaus abgearbeitet und gingen über die Stra?e in das nächste Kaufhaus. Dort gab es einen Foodcourt (yeah, Essen, lange nichts gegessen) wo wir uns ein paar frischgepresste Säfte gönnten und dem Volke beim Treiben zu sahen. Ich kaufte mir einen Rucksack (der geneigte Leser erinnert sich, man benötigte zum Abtransport meines Notebooks eine Verpackungsmöglichkeit) und betrachtete deprimiert Hosen, die zwar vom Schnitt her meinem Körper gewachsen gewesen wären, aber leider farblich sehr orange und pink.
Später spazierten wir über einen stark besuchten Markt. Ein lustiger Anblick, ein Meer aus Menschenköpfen und heraus sticht ein dicklicher Farang. (Ich war wie immer der einzige vor Ort).
Es wurde immer wärmer, stickiger, lauter und überlaufener, also entschieden wir uns, zurück zur Saftbar zu gehen und uns unseres Lebens zu freuen. Grö?tenteils durch durch das Führen von Gesprächen, was ja durch verschiedene Umgebungsbedingungen schon das fünffache der normalen Zeit benötigt.
Gegen fünf schlug ich dann vor, gen Busbahnhof zu streben. Zwar fuhr der Bus erst um sieben, aber die verbleibende Zeit kann man ja im Park verbringen. Dachte ich. Interessanterweise begannen just in diesem Augenblick alle Taxifahrer den Weg zum Busbahnhof nicht mehr zu kennen. Das könnte an einem kleinen Verkehrsproblem liegen, das Bangkok zwischen 17 und 19 Uhr häufiger hat.
Ein kleines Verkehrsproblem.
Ich machte mich schon damit vertraut, auch diesen Bus niemals besteigen zu können, als wir dann um sechs doch noch einen Taxifahrer fanden, der uns zum Busbahnhof brachte. Leider ging sein Taxameter nicht und wir mussten uns auf 400 einigen. Mit Taximeter wäre es ein Viertel gewesen. Auf der Fahrt erzählte Yai dem Taxi-Thai, was wir am Morgen alles gegessen hatten, woraufhin er mir bewundernde Blicke in den Rückspiegel warf und den Preis halbierte. Wir kamen fünf vor Sieben auf dem Bahnhof an, fanden den Bus eine Minute vor Sieben und fuhren dreissig Minuten nach Sieben los. Verspätung. Klar.
Jedenfalls war ich im Bus der einzige Farang, also kam ich in den Genuss eines schlechten thailändisch synchronisierten japanischen Filmes gefolgt von einer Karaoke-VCD.
Es gibt übrigens nur 5 thailändische Popsongs, die jeder Interpret in einer neuen Version interpretiert. Meistens geht es in den Songs um Männer, die ihre Frauen für andere Frauen verlassen, dann plötzlich feststellen, dass die neue Frau bereits einen Mann hat, auf Knien zurückgekrochen kommen und das Haus leer vorfinden, weil die erste Frau ihrerseits nun den Mann verlassen hat. Sehr komplizierter Stoff.
Der ganze Bus sang mit.
Gegen sechs Uhr Morgens kamen wir zur Fähre, halb acht hatte meine Insel mich wieder, halb neun war ich zu Hause, um neun lag ich im Bett (ich kann in Bussen auf thailändischen Stra?en nicht schlafen, was eventuell an den vielen Schlaglöchern liegen könnte) und träumte von Taxirennen und schwabbeligem Rindfleisch. Arbeiten war ich an dem Tag auch noch.
Und nächste Woche muss ich wieder nach Krungthep. Diesmal allein. Dann werde ich mal ein paar Tempel ansehen. Wenn ich sie denn finde.
PS: Viel langweiliger Stoff für 14 Stunden Bangkok. Länger sollte man da aber auch nicht bleiben.