Nun, es gibt nur wenige Filme, die mich nach jedem Mal Ansehen verwunderter zurücklassen. Memento war es lange Zeit, Mullholland Drive ist es immer noch. Old Boy ist ein solcher.
Ein Mann (Dae-su) wird 15 Jahre in Isolation in einer Art Privatgefängnis gehalten, ohne zu wissen, warum, wo er ist und was um ihn herum geschieht (Hallo Kafka!). Aus dem ständig flimmernden Fernseher erfährt er, dass in der Zeit seine Frau ermordet und er der Tat verdächtigt wird. Er pendelt zwischen Wahnsinn und Ausbruchswillen, der am Ende siegt und beginnt seinen Weg aus dem Gefängnis zu graben.
Dann lässt man ihn plötzlich frei, versorgt ihn mit Geld und einem Mobiltelefon. Er bekommt von einem “Unbekannten” Mann den Auftrag, innerhalb von 5 Tagen herauszufinden, warum er in Isolation gehalten wurde.
Er begibt sich auf die Suche.
In den ersten Sekunden des Filmes sieht man Dae-su einen offensichtlich um sein Leben flehenden Mann mit Pudel (hmm, wie sag ichs möglichst diplomatisch?) der über den Rand eines Hochhausdaches hängt nur am Schlips halten. Es entsteht der Eindruck, er erfülle einen Auftrag. Der Eindruck trügt. Wie vieles in diesem Film. Am Ende passen alle Puzzleteile ineinander. Und wiedereinmal war es die Liebe, welche die Dinge ins Rollen brachte.
Ohne Liebe gäbe es keinen Hass.
Der Film ist stellenweise sehr brutal aber immer auf so hohem technischen Niveau, dass man darüber weg sehen kann. Rot ist neben Blau und Schwarz ein wichtiges Element der Geschichte.
Die Musik des Filmes ist eine Mischung von Klassik und moderner elektronischer Musik von Cho Young-wuk (übrigens ein Komponist, den man beobachten sollte). Sehr stimmig. Vivaldis 4 Jahreszeiten zu Kampfszenen.
Wenn ich jemandem 5 Filme empfehlen müsste, die er/sie/es gesehen haben muss, um auch nur ansatzweise ein Gesprächsthema auf einer Ebene zu finden, würde Oldboy in der Liste vorkommen. Ganz gro?es Kino.
Ein paar Links:
- IMDB.com-Profil zum Film
- Profil bei AsianDB.com
- Trailer (die unteren Links funktionieren)
- Moviestills
- der gro?e Preis der Jury beim Festival von Cannes 2004 (verdient)
- Kritik auf Contactmusic.com
PS: Einer der Gründe warum ich diesen Film so interessant und schwer verständlich finde könnte sein, dass ich ihn nur im südkoreanischen Original sehe. Meine DVD hat noch eine Thai-Spur, aber deren Synchronisationen sind meistens zum Heulen. Au?erdem finde ich, man muss einen Film im Original sehen, um die kleinsten Nuancen in der Aussprache zu erkennen. So merkt man bspw. in diesem Film recht schnell, wer der Anrufer ist, auch wenn es nie explizit erwähnt wird. Weiter Beispiele für solche notwendigen Originaltöne sind From Hell wo man im englischsprachigen Original schnell merkt, dass der Hobbit der Mörder ist (hupp, achso, Spoiler, sorry) oder Filme, deren ganzer Kontext durch idiotische Synchronisationen zerstört wird (alle MontyPython-Filme, Gollum im Herrn der Ringe, mehr Beispiele gefällig?). Wie auch immer. Im Original ists schöner.