Und dann war Weihnachten
Ich bin ganz zufrieden hier in Thailand zu leben. Weihnachten ist kein “offizieller” Feiertag. Die Thais feiern zwar ein ganz kleines bisschen, aber nur weil sie gerne feiern und daher so ziemlich jedes Fest aus der vermeintlich ersten Welt assimilieren. Und auf der Insel wird ne Menge Kram gemacht für die Touristen. Nichtsdestotrotz gibt es kein Weihnachten hier (der Bankenkalender ist mein und des Gouvernments Zeuge). In den vergangenen Jahren haben wir zu Weihnachten (drumrum, davor und danach und zwischendrin) immer eine Art Deutschlandreise gemacht und alle Familien besucht, gegessen, Freunde besucht, gegessen, Verwandschaft besucht, gegessen und manchmal haben wir auch gegessen. Verschiedene Sachen.
Geschenke waren auch so ein Thema. Ich finde ja grundsätzlich, dass Geschenke zu Anlässen, die von anderen vorgegeben werden (Weihnachten) oder einen ungenauen Abstand an Tagen haben (Jahrestage) reichlich lächerlich. (Mal ganz abgesehen von den regelmäßigen “Du, A. hat gefragt was er/sie/es dir schenken könnte”.) Und lasst es euch gesagt sein: (Tremolo an) Seit ich mich von diesem Geschenkekram abgewandt habe und bestimmten Menschen Dinge einfach so ohne Datumszwang schenke und mir selbst nichts mehr schenken lasse geht es mir viel besser (Tremolo aus).
Sozialzwang. Sag ich mal. Aber bitte.
(Als ich noch klein war, fand ich es sehr cool im Juli Geburtstag zu haben. Das verteilte die Geschenke auf zwei halbjährlich getrennte Ereignisse. Ich kannte mal jemanden der hieß auch Patrick und hatte am 24. Dezember Geburtstag. Arme Sau. Ganz ganz arme Sau.)
Weihnachten = Musik
Als ich noch klein war und in die Schule ging (ja, auch ich wurde dem deutschsprachigen Schulsystem hilflos ausgeliefert, jetzt seht ihr mal, was da alles passieren kann) verwandte ich auch eine Menge meiner kostbaren durch zahlreiche imaginäre Freunde unbeeinflussten Zeit auf die Anwesenheit im Tenorsektor des Schulchores meines glorreichen nun nicht mehr existenten Gymnasiums.
Auf diesem lernte schon in grauer Vorzeit Robert Schumann und wer jetzt nicht weiss wer das war muss sich leider unromantisch schimpfen lassen. “Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust” hat er mal gesagt und Recht hatte er damit. Er war nämlich ein bisschen verrückt (bipolar gesehen). Das ist aber absolut nebensächlich (und eigentlich hat er Klaviermusik zusammengetintet) und ich habs nur erwähnt, weil es heutzutage cool ist einer Schule zu entstammen der auch jemand entstammte der (vermeintlich oder reell) wichtiger Natur für historische, soziokulturelle oder politische Ereignisse scheint.
Jedenfalls gab der Chor jedes Jahr ein Weihnachtskonzert und ich nahm an sieben ihrer singenderweise teil. Vier in meiner Zeit als aktiver Schüler und drei in den darauf folgenden Jahren als lösungsunfähiges postsuizidales Wrack und devoter Begleiter meiner damaligen… ehm… Dings… na… Freundin. Der Chorleiter war ein bisschen größenwahnsinnig (Wir hatten auch mal die komplette Carmina Burana im Repertoire, aber das war nicht weihnachtlich — allerdings gibts davon ne CD mit meinem Namen im Booklet. Er ist es immer noch (größenwahnsinnig), aber ich rede hier von der Vergangenheit, für die Gegenwart ist er irrelevant.) und hatte im zweiten Jahr das “Hallelujah” (Händel? Wagner? Schröder?) einstudieren lassen und so sangen wir dann aller zwei Jahre Hallelujah und jedes Jahr “Adeste fideles”. Die Adventwochen waren von Intensivproben durchsetzt weil der Chef zu spät mit dem Einstudieren anfing und es nicht verstanden hat, warum man nach zwei Jahren nicht mehr “Hallelujah” singen kann was für die des logischen Denkens geübteren aktiven Schüler offensichtlich war — die rollierende Besetzung. Damals hatten die Ostgymnasien nur 4 Jahre (9. bis 12. Klasse) und entsprechend viel kehliges Neumaterial hatten wir jedes Jahr.
Nichtsdestotrotz sangen wir alle glücklich unsere Weihnachtskonzerte (endlich haben wir es hinter uns) und was ich eigentlich erzählen wollte ist dass Weihnachten viel schneller kam als erwartet weil man soviel zu tun hatte. So wie dieses Jahr. Da hab ich gestern festgestellt dass heute pränataler Feiertag ist. Das ist ja ungewohnt. Und irgendwie fehlt der Schnee um mich einzustimmen. Ich hätte auch gedacht, dass das Weihnachtsgedöhns im Tesko mich irgendwie mehr fertigmachen würde. Da läuft seit drei Wochen auch ständig irgendein amerikanischer Weihnachtssong.
Vielleicht liegt alles daran, dass ich dieses Jahr noch nicht ein einziges Mal “White Christmas” gehört habe. Ein bisschen vermisste ich ja die jährliche Meldung meiner Gwelle zu den Weihnachtskonzertereignissen in Zwickau (“Ja, Hallelujah war wieder dran.”).
Mir fällt grad ein, dass ich sogar mal einen Weihnachtssong für den Chor geschrieben und auch ein bisschen mitkomponiert habe. Da kam alles drin vor, von Schnee über Licht bis zu Friede und so einem Kram. Obs dafür heutzutage sowas wie Tantiemen gibt?
Ich glaube nächstes Jahr schreib ich ein Weihnachtsbuch.
<txp:file_download_link id=“5”>Oiche Chiuin, Enya (walisisch, oder? 3:45min, 3.44MB)</txp:file_download_link>
Der Grinch
Maybe Christmas doesn’t come from the store. Maybe christmas perhaps means a little bit more.
<txp:file_download_link id=“4”>Wie der Grinch Weihnachten stahl (Boris Karloff, englisch, 21:39min, 29.7MB)</txp:file_download_link>
Zusammenfassung
Ja nun. Mumbl. Brumm. Frohes. Hier Fest und so. Feiert schön. Und ein paar von euch vermiss ich. Ein bisschen.