Samui hat ein Lichtspielhaus. Kenner würden es als Kino bezeichnen, manch einer wählt Cinema, Cineplex, The Movies oder andere Bezeichnungen, um sich von der mengenmä?ig breiteren Masse abzuheben. Dort sieht man mich hin und wieder häufig am Wochenende in der Hoffnung auf etwas Kultur. Samui ist arm an Kultur (rein rhetorisch, ich werden den Gegenbeweis bei Gelegenheit antreten). Ich persönlich stehe ja auf das kontemporäre thailändische Kino (Horror-, Love- und Comedytrash), werde aber hin und wieder gezwungen, Hollywood-Filmchen anzusehen.
Nachdem das Kino eröffnet wurde (das muss wohl vor rund drei Jahren gewesen sein), wurde nie wieder etwas daran verbessert oder gar repariert. Man kann bspw. im Saal 2 nicht erwarten, in voller Klangesfülle beglückt zu werden, Saal 1 hat auf der linken Seite Lautsprecher, die kratzen sobald ein paar Raumschiffe explodieren und Saal 3 beglückt durch mehr defekte Sitze (oder sagen wir besser Liegelehnen) als Reihen. Im Foyer des Kinos rostet eine versiffte Popcornmaschine vor sich hin, deren Produkte je nach Putzmittel-Geschmack benannt verkauft werden. Zwei Monitore hängen an der Wand und blinken im Rhytmus der Kabelbrüche vor sich hin.
Man ist das einzige Kino im Umkreis von zweieinhalb Stunden Fahrzeit (Fähre inbegriffen), das erklärt vielleicht die Gleichgültigkeit.
Trotzdem ist es im Kino noch tausendmal besser als mit einer beim Stra?enhändler erworbenen zittrig aus der Handtasche heraus aufgenommenen DVD der jeweils aktuellen Filme. Ein grö?er Raum mit maximal 10 Personen besetzt, ein grö?er Bildschirm und die phantasiereichen Geschichten, die das Zelluloid so von sich gibt. Hach ja…
Jedenfalls begab es sich vorvergangenes Wochenende (das Wochenende vor dem leider viel zu schnell vergangenen letzten Wochenende), dass wir in einem relativ gut (200% über dem Soll von 10 Zuschauern) besuchten Kinosaal sa?en und uns einen Film namens “X-Men — The love movie” ansahen. Es war einige Zeit vergangen, die Protagonisten liebten und hassten sich (je nach der durch den Film festgelegte Rolle) und ich entschied mich angesichts der leeren Popcornschachtel, den Film zu hassen. Schlechte Effekte, dümmliche Monologe (“seems like a lot of good people die around you”) und ein als comical relief dienender fettsüchtiger Boxer, der eher Goldständer referenzierte als die Geschichte vorwärts brachte.
Plötzlich sagte der böse aber unwissende General zum bösen machtmissbrauchenden General sowas wie “ich weiss über Ihren Sohn Bescheid” und meine Aufmerksamkeit war wieder geweckt. Dann ging die Leinwand aus, ein paar kleine Notlämpchen an und wir sa?en vor uns hin.
Nichts Unnormales, so eine kurze Unterbrechung. Es dauerte 10 Minuten und ganz service minded wie die Thais so sind kam eine junge Thekenbedienstete und nuschelte schnell auf Thai ein paar Sätze in den Raum. Die Sextouristen im Raume fragten verwirrt ihre jeweiligen Translamatten, die in unseltenen Fällen auch nur Bahnhof verstanden. Ich meinte was von 10 Minuten gehört zu haben und so warteten wir.
Nach weiteren 10 Minuten wurden wir nach draussen geführt und durften uns an der Kasse Gutscheine für eine Filmvorführung unserer Wahl abholen und nach Hause gehen. Stromausfall. Die beiden anderen Kinosäle wurden vorher abgefertigt, daher die Wartezeit. Zur Regenzeit dürfte das dieses Jahr ein Standardvorkommnis werden und der Sall mit mir drinnen wird immer der letzte sein. Die im Kinokomplex integrierte Bowlingbahn und die Karaokebar dröhnten weiterhin vor sich hin. Dafür hatte man Notstrom, für so einen halbnackten Hugh Dingsbums nicht.
Als wir dann versuchten, vergangenes Wochenende unsere Gutscheine einzulösen, wusste niemand, was das ist und wie man das im Kassensystem eingeben kann.
Thema Kultur: Samui hat jetzt nicht nur ein Lichtspielhaus, es hat auch sein erstes jährliches Filmfestival . Vom 14. bis 16. August diesen Jahres werden an einem noch bekanntzugebenden Ort hier auf der Insel Filme gezeigt , die wohl kein anderes Kino auf der Insel zeigen würde. Ich bin gespannt. Vor allem ob sich das jährlich auf die Austragungszeiten bezieht.