Samui? Samui!David's Neighbour's Notizen über sein Leben als Auswanderer auf der Insel Koh Samui in Thailand. Auf Deutsch, und so...

  Terrorismus

Angst essen Tourismus auf

Wenn man die News im Spiegel heute so liest, mag man meinen, dass es eine schlechte Idee ist, Thailand derzeit zu besuchen:

Im Süden Thailands sind in der Nähe eines Hotels zwei Autobomben explodiert. Medienberichten zufolge wurde dabei eine Frau getötet, mindestens 29 Menschen sind verletzt.

Der reisserische Text impliziert geradezu, dass jetzt auch die Hotels be-bombt werden. Liest man sich aber ein bisschen tiefer in die Materie ein, kommt schnell heraus, dass “im Süden Thailands” Bombenanschläge an der Tagesordnung sind. Dort kämpfen Separatisten seit über 10 Jahren darum, ein eigenes Kalifat zu errichten. Selbst das Auswärtige Amt weist in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen zu Thailand darauf (ebenfalls seit Jahren) hin.

Bombenanschlag in Bangkok

Und wieder einmal ist in Bangkok eine Bombe explodiert, diesmal am Erawan-Schrein, einer ziemlich belebten Ecke:

Im Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok hat es eine schwere Explosion gegeben. Eine Bombe sei in der Nähe des Erawan-Schreins an einer Kreuzung im Ratchaprasong-Bezirk explodiert, teilte die Polizei mit. Es würden Opfer vermutet.

Interessanterweise gibt es noch nicht viel zu lesen in einheimischen Medien. Anderswo ist von mindestens 5 Toten und mehr als 20 Verletzten die Rede.

Bombenanschlag auf Samui

Bombenanschläge in Einkaufszentren sind in Thailand gar nicht mal so ungewöhnlich — hier auf Samui jedoch schon. Gestern Abend wurde in einem Einkaufzentrum in Chaweng eine Autobombe gezündet.

Die Fakten (soweit man News-Berichte aus dem Internet und das Staatsfernsehen als Fakten bezeichnen kann) sind noch recht dünn:

  • Gestern abend um 23.30 Uhr explodierte im Carpark des Central Festival Einkaufszentrum (ein nutzloses Einkaufzentrum mitten an der Beachroad in Chaweng) ein Pickup.
  • 7 Personen wurden verletzt, darunter ein 12jähriges italienisches Mädchen. In der Regel befinden sich um diese Uhrzeit (kurz nach Geschäftsschluss) aber nur Thais auf dem Gelände.
  • Der Pickup der als Autobombe verwendet wurde, in in Yala gestohlen gemeldet. Yala ist eine südliche Provinz Thailands in der Separatisten gegen das Thaimilitär kämpfen und einen von Thailand unabhängigen Staat aus den drei südlichsten Thai- und den drei nördlichsten Malaysischen Provinzen gründen wollen. Daher nimmt ein Teil der Ermittler an, dass es Separatisten waren. Allerdings wurden “so weit nördlich” noch nie von den bekannten Gruppen Anschläge verübt.
  • In Suratthani, der Hauptstadt unserer Provinz hat es zum gleichen Zeitpunkt wie auf Samui zwei Explosionen und einen daraus folgenden Grossbrand gegeben. In Phang Na hat es ebenfalls gebrannt. Darüber wird nicht berichtet, weil dort keine Touristen in Gefahr sind und man somit auch kein Gesicht verlieren könnte.
  • Der gestrige 10. April ist auch der 5. Jahrestag der gewaltsamen Niederschlagung der sogenannten Red-Shirt-Bewegung in Bangkok (24 Tote und mehr als 800 Verletzte). Weiterhin gab es in den letzten Wochen mehrere selbstgebastelte Bomben in Bangkoker Einkaufzentren, als deren Urheber Red-Shirt-Anhänger verhaftet und angeklagt wurden.

Somit ist klar, dass noch nicht viel klar ist, aber was kann man auch erwarten nach gut 14 Stunden. In den sozialen Medien kann man schon mehr Verschwörungstheorien und Bilanzen lesen. Die obligatorischen Hubschrauber mit Vertretern der regionalen Polizei- und Regierungsbehörden sind schon über unser Haus geflogen, also wird es wohl bald eine Pressekonferenz geben.

Es bleibt zu hoffen, dass der allgegenwärtige Wunsch, dem ohnehin angeschlagenen Tourismus auf der Insel nicht noch den Totesschlag zu versetzen, einer sauberen Aufklärung nicht im Wege steht.