Samui? Samui!David's Neighbour's Notizen über sein Leben als Auswanderer auf der Insel Koh Samui in Thailand. Auf Deutsch, und so...

4, 4einhalb, 5, 6, 7 Wochen (oder sinds doch schon 8)

Ist schon witzig. Da liegt so ein kleiner Eintrag vier Wochen im Entwurfsordner und wächst so langsam zu einem Artikel zusammen und alles nur, weil man immer wieder vergisst, ihn online zu stellen. In den letzten zwei Wochen habe ich an ihm nahezu täglich rumgedoktert. Dann und wann war er obsolet. Dann und wann einfach nur sinnlos. Vieles ist rausgefallen, vieles reingekommen und wieder rausgeflogen. Und trotzdem bin ich nicht zufrieden damit, denn er erklärt nicht im Geringsten die Situation. Aber ich wäre schön blöd, wenn ich mich noch weiter damit abgeben würde. Verschiedene Parteien meiner bescheidenen Existenz haben nach einem Resümee (und jetzt fangt gar nicht erst an, mir zu erklären, wie man das schreibt) gefragt und hier ist es:

Man schaut einmal links, man schaut einmal rechts und schon sind 4 4einhalb 5 67 Wochen vergangen. Zeit also zurück und nach vorn zu schauen. Mit ToR+ in den Ohren, meinen Photos in den Augen, den Ventilator auf 3 gedreht und einem grünen Eistee mit Honigschuss im Glas. Fertig? Fertig. Also Los.

Am Anfang war Regen

Als ich auf Samui landete, regnete es. Nicht “nur mal 5 Minuten” wie alle immer behaupteten, sondern gleich richtig. Meine Sachen waren noch eine Woche lang muffig. Mein Magen versuchte während des Fluges von Bangkok nach Koh Samui die thailändische Variante eines Eiskaffees zu verkraften (äu?erst unempfehlenswert). Es war ein Sonntag. Ich war seit 24 Stunden unterwegs, erst von Hamburg nach München, von da nach Bangkok und weiter hierher.

Durch den Regen merkte man nicht allzusehr, dass es warm war. Wir stiegen in ein Taxi und fuhren zum Haus des Chefs. Heute wei? ich ziemlich sicher, dass ich auf dieser Fahrt meinen “Kulturschock” hatte. “Damals” bin ich von Hoch zu Tief zum nächsten Hoch geschlittert. Gleich nach dem Airport kommt erstmal eine Art Vorort, in dem die Leute in Holzverschlägen mit Wellblech auf dem Dach hausen (heute würde ich sagen, sie leben da). Müll überall auf der Stra?e. Hunde. Mopeds. Hupen. Regen. Chaos. Jetlag war fast nicht vorhanden, dazu war ich viel zu durcheinander.

Die ersten Wochen waren dann Gegend kennenlernen und der Vorbereitung von Arbeitsplätzen gefüllt. Heute sind Büro und die Arbeitplätze fast fertig und es beginnt sich Struktur abzuzeichnen. Ich mag Struktur.

Wir sind hier in Thailand …

… da dauert alles etwas länger. Das hörte ich in den ersten Wochen ständig. Heute wei? ich, dass das nicht so ist. Es dauert nicht länger. Die nicht-Thais erwarten nur, dass alles so läuft und geschieht, wie sie es von “zu Hause” gewohnt sind. Für die Thais dauert es so lange, wie es dauert, um fertig zu werden. Der Kunde ist zwar König, aber als König sollte man wissen, sich zu gedulden. Oder um es in einem thailändischen Sprichwort zu sagen: “Rohen Reis kann man nicht essen.” ?berhaupt gibt es viele Sprüche mit Reis und anderem Essen, denn das ist hier die Hauptsache ;)

Man geht in Thailand nicht mit einem Schlüssel zum Schlüssel-“Kopierer”. Man geht mit dem Schloss und dem Schlüssel, damit gleich getestet werden kann, ob die Schlüssel passen. Ich habe “Horrorgeschichten” über mehrfache Versuche Schlüssel nachmachen zu lassen gehört. Als es dann soweit war und ich Schlüssel nachmachen lassen habe, war die Sache in 20 Minuten erledigt.

Sogar Teppichboden liegt inzwischen im Büro ;) Aber das ist fast ein Eintrag für sich. Wir sind hier schlie?lich in Thailand, da dauert alles etwas länger. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn man die verschiedenen verlegten Teppiche im Land in Hinsicht auf den Zeitabstand zwischen Bestellung und (erfolgreiche) Verlegung hin vergleicht, man die selben Zeiten bekommt, wie wir es gerade erleben.

Und das Wetter?

Ich dachte, ehe ich hier her kam, dass mir das Wetter zu schaffen machen würde. Macht es aber nicht. Es ist meist warm, das stimmt, aber da ich den ganzen Tag im klimatisierten Büro sitze, merke ich davon fast nichts. Und am Wochenende, wenn ich durch die Gegend fahre, geh ich einfach wenn es mir zu warm wird in einen der zahlreich vorhandenen 7eleven-Läden, wohlklimatisiert, kühle mich ab, trink einen Grünen Tee. Fertig.

Was mich krank macht ist die Tatsache, dass die Lichtverhältnisse hier äu?erst verwirrend sind. von 18 bis 6 ist es Winter (dunkel), von 6 bis 18 Sommer (überhell). So kann man mitten im Sommer die schönste Winterdepression haben.

Und die Gegend?

Ich hasse romantische Ansichten. So gesehen gibt es hier viel Stoff für mich. Von Strand und Palmen hin zu Sonnenuntergängen, die man mit dem Photoapparat nicht festhalten kann zu komischen Vögeln mit komischen Puschelschwänzen zu Geckos und kleinem echsenartiges Getier, das durch jede Ritze kriecht, sobald es drau?en dunkel ist. Gibt ne Menge anzusehen.

Und dann der Krach. Nicht wirklich Krach, eher Noise, aber wenn es hier mal still wird, werde ich mich vermutlich auf dem Dach oder einem hohen Berg in Sicherheit bringen. Grillen zirpen (Zikaden? Manchmal zirpen zwei so intensiv zusammen, dass durch die ?berlagerung der Frequenzen nur noch ein hohes Fiepen zu hören ist). Hunde bellen, jaulen. Hähne krähen hier grundsätzlich von 4 bis 10 früh. Da wir hier bei unseren Hütten keine Hähne haben, jaulen die Hunde mit. Geckos rufen “Gäh-koh” (glaubt man erst, wenn man es gehört hat). Mopeds krachen durch die Gegend. Autos, die mit Lautsprechern auf voller Stärke Werbung für Parties, Parteien, Blumenhändler oder Besen machen fahren bis vors Haus. Der Ventilator knackt immer, wenn er sich zurückdreht. Der Nachbar (Amerikaner) unterhält sich morgens laut mit dem andern Nachbarn (Schotte? Engländer? Hat einen Akzent wie der Typ von der Band, ihr wisst schon…)

Und die Menschen?

Freundlich. Asiatisch. Ich beobachte aber noch und interagiere höchstens im Laden. Sollte ich ändern. Ich brauche entspannende Bezugspunkte hier.

Und die Arbeit?

Eg veit ekki. Eg ekki vantar veit.

Und wie gehts dir so?

Wie es mir eben geht bei viel Sonne und viel Dunkelheit.

Bleib ich hier?

Ja. Aber fragt in zwei Wochen nochmal nach. Das ändert sich hier täglich.

Fazit

(Yeah, ich liebe Fazitae!) Ok. Das Paradies ist anderswo. (Wobei ich mich frage, wer das Paradies an Sonne, Grün und Mentalität festmacht.) Man kann von umgerechnet 500 Euro im Monat fürstlich leben. Einen persönlichen Motoradunfall sollte man unbedingt mal mitgemacht haben (immer fein den Helm tragen!). Man muss es sein und man wird es, viel entspannter. Man hat viel mehr Zeit zum Nachdenken (ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt). Man muss Englisch sprechen und kann Thai sprechen. Das Optimum wird vermutlich eine Mischung aus beidem. Wenn ich mich an die Verhandlungen mit Gilberts (Mopedmann) Frau erinnere, wäre eine Prise Thai ganz praktisch.

Man muss vieles selbst erlebt haben. Aus den Erzählungen anderer werden schnell urbane Mythen. Die Erfahrungen anderer werden schnell Verallgemeinerungen des gesamten Thailebens. Und man darf nicht vergessen, dass wir hier auf einer “Ferieninsel” sind. Das ist genausowenig “Thailand” wie Usedom oder Schleswig-Holstein (wie gut, dass Hamburg nicht Schleswig-Holstein ist) “Deutschland” ist. (Wobei man diesen Satz anders und vorsichtiger formulieren sollte. Aber wer bis hierher gelesen hat, wird auch diesen ver-stehen.)

Und ich hätte schon mal eher in die Welt ziehen sollen. Dann wäre ich jetzt zu Hause. So bin ich erstmal hier. Und mein Thaihaus ist immernoch von irgendwelchen Leuten bewohnt, aber ich behalte es im Auge. Jetzt hab ich meine “alte” Hütte erstmal für den ganzen März gemietet.