Jaja. Schon gut. Hier ist er ja.
Bangkok, Krungthep Mahanakhon Bovorn Ratanakosin Mahintharayutthaya Mahadilokpop Noparatratchathani Burirom Udomratchanivet Mahasathan Amornpiman Avatarnsathit Sakkathattiyavisnukarmprasit, Stadt der Engel, gro?e Stadt und Wohnsitz des Smaragdbuddhas, uneinnehmbare Stadt des Gottes Indra, gro?e Hauptstadt der Welt, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen kö?niglichen Palästen die dem himmlischen Heim des wiedergeborenen Gottes gleichen, Stadt, die von Indra geschenkt und von Vishnukarm gebaut wurde. Man kann es nicht oft genug sagen, allein schon wegen der Suchmaschinenpositionierung.
Ich war mal wieder da (ja, es geht immer noch um Bangkok). Ich begann meine Reise mit einem “Bai tii Nathon” auf der Insel zum Songtheaw-Fahrer und beendete sie mit einem “Sawadee Krap” zum thai-japanischen Pärchen im Songtheaw zurück auf der Insel. Zwischendurch war ich einige Male gezwungen englische Laute von mir zu geben, meistens aber nur, um das, was ich auf Thai sagte zu verifizieren. Ansonsten versuchte ich mich mit Thai durchzuschlagen. Von Vorteil war, dass ich mir die Hinfahrt vorher schon gekauft habe ;)
Selbige war wie immer schlaflos. Man kann sich das schwer vorstellen, aber Thais schnarchen. Laut. Unüberhörbar. Und sobald sie in einem Bus sitzen, der sich mit mehr als 20 Kilometern pro Stunde fortbewegt — schlafen sie. Weshalb die meisten Langstreckenbusse über Nacht fahren. Die Fahrt beginnt mit einem übersteuerten Film (laut, viel Bass), irgendwann in der Nacht wird man an einer Massenabfertigungsraststelle abgeladen, darf nahrhafte Dinge zu sich nehmen (es lebe der “Food and Beverage”-Coupon) und lernt interessante Leute kennen. Diesmal von der Partie ein Inder der im Bangkok Hospital auf der Insel arbeitet (die Geschlechtsumwandlung hab ich schon mal zum Freundschaftspreis) und der Police Captain von der Touristenpolizei in Samui (lässt seine Website gerade von den Mitbewerbern (muahah) neugestalten. “if I’d knew you earlier…”) — ich hab eine Menge Kartonpapiere mit meiner Adresse drauf zurückgelassen (wir haben uns entschieden, die Visitenkarten nicht mehr Visitenkarten zu nennen).
Dann gings weiter, die Thais schliefen vor sich hin und ich sah mir an, wie die Wellblechhütten am Stra?enrand mehr wurden, in kleine Betonklötze übergingen, wieder Wellblechhütten wurden, immer mehr wurden — und dann waren wir in Bangkok. Früh halb fünf ist es eigentlich wie nachmittags halb fünf, nur eben dunkel. Die Taxifahrer versuchen einen zu nerven und verstehen nicht, dass man nein meint wenn man nein sagt, schliesslich müsse man ja irgendwo hin. Inzwischen bin ich aber schon etwas abgehärteter und so gelang es mir auf “die gro?e Stra?e” zu kommen und dort tatsächlich aus eigenen Antrieb ein Taxi anzuhalten. Der Taxifahrer kannte die Botschaft nicht (häh?) und fragte, welches Hotel in der Nähe sei (häh?) — ich hab ihn auf die Thanon Sathorn geschickt und mir die Botschaft dort selber gesucht (nicht ohne vorher 2 Stunden an einer Bushaltestelle zu sitzen und dem morgendlichen Treiben zu zu sehen — Schuluniformen sind doch was feines). Man muss sich das mal vorstellen, die sind fertig mit dem Umbauen und haben jetzt ein richtiges kleines Freiluftterminal mit so ner komischen Anstellschlange in der Botschaft. Macht sich nur dumm, wenn kein Mensch da ist und man 7 Schleifen laufen muss, nur um dann am Schalter ne Nummer ziehen zu können. In der Passstelle habe ich einen Typen kennengelernt, der auf Pattaya lebt, gegenüber von dem Haus, wo sie letzte Woche den Deutschen beim Ausrauben umgebracht haben und den Mörder dann noch laufen gesehen hat (“Wenn man das so bedenkt, da fühlt man sich gleich ganz anders.” — langsame, sehr langsame Sprache). Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Pattaya früher mal Gonorrh Gomorrha gehei?en hat. Dann hab ich drinnen noch ein bisschen gewartet und dann war er da, der gro?e Augenblick: Pass kam zurück. Auch das lief nicht tränenlos ab. Pass freut sich ebenfalls, dass er keinen Chip tragen muss. Er hat da was von ?berwachungsstaat und 1984 gemurmelt aber so genau hab ich das nicht verstanden weil ich dabei war, mich totzulachen, dass ich mein Passfoto tatsächlich schon wieder in ein offizielles Dokument reinbekommen habe. Jetzt sind sie aber wirklich alle. Die Fotos. Das nächste Mal ziehe ich auf dem Teil eine Augenbraue hoch. Das wird lustig.
Raus aus der Botschaft, rein ins Immigration Office. Die Thais stehen auf Stempel. Und von diesen Stempeln hatte ich eine Menge im alten vorläufigen Pass die dann doch gerne zur Erleichterung verschiedener Grenzüberschreitungen und Arbeitstätigkeiten im neuen Platz untergekommen wären. Ich legte also alles vor, lies mir erklären, welche Seiten ich wie oft kopieren soll, welche Formulare ich wo ausfüllen soll, tat ebendies und sah mich einer Reihe von offiziellen Tischen mit Beamten gegenüber die mit wichtiger Miene Eintragungen auf Papieren durchführten und glückliche Immigranten mit fremdländischen Pässen und thailändischen Stempeln versorgten. Ein besonders netter vermutlich dem eigenen Geschlecht zugeneigter Beamter holte mich dann aus der Warteschlange (lange bevor ich drangewesen wäre) und bearbeitete mich. Und Pass. Er fummelte in den beiden Pässen, stempelte auf Papieren herum und als er dann endlich den dicken fetten Stempel für meinen Pass in der Hand hielt und ihn schon fast aufgerückt hatte, stutzte er, legte die makellose Stirn in legere Falten, nahm den Dokumentenstapel und lief zu einem der Höhendifferenz der Wais nach zu urteilen vermutlich Vorgesetzten und sie diskuierten erregt, zeigten öfters auf mich und holten noch ein paar andere Leute dazu. Dann und wann zeigten sie auf mich, strichen über gegeltes Haar und berieten weiter.
Irgendwann dann kam er zurück zu mir und erklärte niedergeschlagen und sich zutiefst verneigend, dass es ihm nicht erlaubt sei, den Stempel zu transferieren. “Phut Paasa Thai?” — “Nit Noi” — “You Have To Go To OneStopCenter” — Ah, das One Stop Center. Quell der Freude aller durch die Gnade des BOI im Lande verweilenden Farangs. Ich verstand, er entschuldigte sich viele Male und begann alles, was er geschrieben hat, mit so einem Wei?-Stift mit dem Blondinen ihre Schreibfehler am Monitor beheben, erneut zu schreiben auf dass seine Schande von Erde und Papier getilgt sei. Dann gab er mir meine Unterlagen zurück, waite erneut, verneigte sich abermals und komplimentierte mich hinaus.
Da stand ich nun. Pass stempellos, ich transpirierend und müde. Also hab ich erstmal den Chef aus der Dusche geklingelt und mir die Daten von “unseren Anwälten” schicken lassen. Ich finde, jeder Farang sollte einen Anwalt in Bangkok haben. Das macht unsereins irgendwie wichtiger, besser, gro?kotziger. Au?erdem sieht es einfach gut aus, wenn man mit nem kleinen Rollkoffer irgendwo in Bangkok auf der Stra?e steht und mit Anwälten telefoniert. Dumm nur, wenn da niemand ran geht, der Ankrit spricht. Ich dachte immer Engel wären des Englischen mächtig. Jedenfalls entschied ich mich erstmal ein anderes Problem zu lösen, das Hotel. Das ging diesmal schneller, weil ich das “schonmal gegoogelt habe”. Also rein ins Zimmer (besser als letztes Mal, schlechter als jedes Zimmer, das ich in Deutschland behotelte, trotzdem erstaunlich, dass Einzelzimmer immer, ähm, Doppelbetten haben), raus aus den Klamotten (Assoziationsmodus aus), duschen (ja, endlich. Bangkok ist ungefähr vier bis fünf Grad wärmer als Koh Samui, leider), Fernseher an (Assoziationsmodus auslassen, bin noch nicht angezogen), anziehen (Assoziationsmodus an), raus in die Welt (dumme Idee — fürs Protokoll: Mittags in Bangkok nicht drau?en verbringen, ins Shoppingcenter, ok, in die Metro, ok, im Hotelzimmer bleiben, ok, aber raus gehen, nicht ok). Ich bin dann den Weg gelaufen, den ich vermutete an diesem Abend (es war ein Freitag, optimal, um ein wenig, ähm, auszugehen) zu gehen und entschied mich, ihn dann abends mit dem Taxi zu gehen (heat issues). Zwischendurch telefonierte ich ein bisschen in der Welt herum und versuchte herauszubekommen, wo denn das OneStopServiceCenter wäre und entschied mich dann nach intensivsten Druck durch meinen Chef (“du kriegst die Kündigung, wenn du nicht das machst, was ich dir verdammt noch mal sage, khon chai!”) nicht am Freitag sondern auf die Anwälte zu warten und wenn die Anwälte sich nicht melden am Montag alleine dahin zu gehen. (Nebenbemerkung: Mein Chef ist ganz lieb und setzt mich nie unter Druck. Ich arbeite gerne unter ihm. Er ist nett. Er zwingt mich auch nicht, das hier zu schreiben. Das schreib ich ganz allein weil ich selbst persönlich das will. Allein schon, weil er ja so nett ist. Ein guter Arbeitgeber. Ja. Das ist er. Und er spendiert uns demnächst eine Thairedakteurin mit Massagekenntnissen.)
Ich verlies also die, ähm, Silom Road und streifte zurück zu meinem Hotel um ein gewisses Ma? an Schlaf zu genie?en. Nach einigen Aktivitäten um mein ohnehin (für Thais) attraktives ?u?eres zu verattraktivieren begab ich mich in Bangkoker Nachtleben. Die Thais lieben Japanfood. Also a? auch ich Japanisch. Das erste Mal in meinem kleinen aufregenden Leben (also im Restaurant). Auch nett. Später sah ich mir noch die Lebensumstände normaler Bangkokthais an und kam am späten Abend freuderfüllt und unterhalten in meinen komischen Hotelraum zurück, sah einen schlecht synchronisierten japanischen Horrorfilm und begann irgendwann mit der REM-Tätigkeit. Sepiaträume deuten auf unrealistische Wünsche hin.
Samstag war ich dann auf dem Wochenendmarkt in Mo Chit (der vermutlich ganz anders hei?) auf dem ich schonmal an einem Montag oder Dienstag war was für einen Wochenendmarktbesuch ein ungünstiger Tag ist. Diesmal war es hei?er, voller, marktiger. Nett und äu?erst unterhaltsam. Was für europäische Frauen Schuhe, sind für Thais Taschen. Möglichst farbig bunt. Oder Pink (Nebenbemerkung: Sii Shampoo — Pink. Hihihihihiihihihihihihiiiiiihihii). Nachmittag genoss ich dann das schlechte Remake eines langen aber guten japanischen Horror(?)-Films namens Deep Water (meine Empfehlung: Original ankucken, das Remake in die Tonne kloppen — wenn sogar die Dialoge identisch sind, nur mit dummen Gesichtern gespielt werden, macht das keinen Sinn. Und in der japanischen Version ist auch wieder das kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren die das Gesicht bedecken dabei, das in jedem japanischen Horrorfilm zu sehen ist). Trotzdem war auch dieser Kinobesuch sehr unterhaltsam und keinesfalls schlecht.
Dann war ich noch schnell bei einer grö?eren amerikanischen Fastfoodkette essen und fuhr heim. Ins Hotel. Zu meinem Fernseher mit schlecht synchronisierten Blockbustern und interessanten REM-Phasen. Das Hotel steht übrigens in so einer Art Chinatown und ist garantiert ein kleines bisschen verwunschen oder von Geistern bewohnt und der Concierge ist schwul. Definitiv. So freudig erregt kann man gar nicht kucken, wenn ein Farang kommt, wenn man nur Concierge ist.
Sonntag dann kaufte ich gleich früh am Morgen mein Rückfahrticket für Montagabend und ging dann Shoppen und Japanisch essen. Sagte ich schon, dass die Thais gerne Japanisch essen? Jedenfalls gibt es in Bang Na (ziemlich weit drau?en) ein Restaurant wo man 90 Minuten lang essen kann, was man essen kann und dafür einen Festpreis zahlt. Könnte sein, dass ich da öfters verkehren werde. Die Japaner sind übrigens ein komisches Volk, die essen Tintenfischbeinchen und so nen Kram. Bester Spruch hier: “Here, try this — aaah, no no, sorry, Fallang dont eat this, from inside.” Nach einem kurzen Besuch auf dem Flughafen und dem Beobachten der Thaiversion im Familienmitgliederverabschieden (Wai, Nicken, Abgang nach rechts) wurde dann ein Besuch von Bang Poo anberaumt.
Bang Poo ist das Naherholungszentrum der Bangkoker Thais. Irgendwo am Meer. Oder so. Da hat man dann einen langen Betonsteg mit Freizeitcenter am Ende ins Meer hinein gebaut wo die Autos in der Mitte zweispurig parken, au?enrum fahren und Parkplätze suchen und die zugehörigen Thais dann am Rand des Stegs stehen und in die braune Suppe starren und versuchen Fische zu sehen. Dann und wann aller paar Jahre kommt mal ein Farang vorbei, der dann der Farangwatch unterzogen wird. Diesmal war ich dort. Ich hab mir derweil Thais angekuckt.
Anschlie?end wurde ein weiteres Kino in Bang Na der genaueren Qualitätskontrolle unterzogen. “The Grimms Brothers” — ein überaus guter Film. Eine Mischung aus “Sleepy Hollow” und “Van Helsing” von Terry Gilliams (was ich erst im Nachspann herausfand). Empfehlenswert. Mehr sag ich nicht. DVD-wert. Nicht VCD. Dann eine weitere schnelle Thaiverabschiedung betrachtet aus zweiter Person und ich war wieder im Hotel. REM-Phase unter anderem mit einem sprechenden Vollmond und viel blauer Farbe. Samstag war übrigens Vollmond.
Montag dämmerte und mit ihm ein erneuter Besuch im thailändischen Behördensystem. Eine Erfahrung die ich nicht missen möchte. Ich werde mich nie wieder über deutsche Behörden beschweren. Das sind Schlaffsäcke gegen die harten unerbittlichen uniformierten Aufrechterhalter der Ordnung in Bangkok. Ich begab mich also in das inzwischen lokalisierte OneStopCenter und stoppte. Man gab mir einen Antrag den ich gewissenhaft und wahrheitsgemä? ausfüllte und ich wartete. Dann wurde ich von einer ziemlich niedlichen Thaibeamtin (ich glaube, ich steh auf Uniformen) verarbeitet. Schlie?lich kurz vor dem Aufprall des Stempels in Pass erklärte sie mir, dass das dann 3.800 kosten würde. Hömm. Soviel Geld hat der Samuifarang um diese Jahreszeit selten noch im Gepäck also wurde auch diesmal alles amtlich Geschriebene ausgewei?t und ich gefragt “Do you feel uncomfortable now” — was ich lächeld verneinte. Ein paar Telefonate später erklärte mir der Assistent unserer Anwältin dann, dass das mit dem Geld durchaus so ist weil ja das Visum der Stempel im Pass und nicht der Fakt hinter dem Stempel im Pass ist. Naja. Rein rechtlich kann ich aber eine Weile mit einem entwerteten Pass mit gültigem Visum und einen gütigen Pass ohne Visum und einer Arbeitserlaubnis die für den ungültigen Pass gültig ist in Kombination von ungültigem Pass und und gültigem Pass und teilgültigem Visum aber durchaus gültig ist in Thailand leben und arbeiten. Sollte ich ein weiteres Mal “gültig” schreiben bitte ich um eine schnelle Exekution.
Ich machte noch etwas Movieshopping, erwarb einige Software in Thailizenz und begab mich nach Sai Tai Mai, dem südlichen Busterminal, um einige Stunden auf meinen Bus zu warten, Thais zu beobachten und interessante Gespräche mit Familienvätern zu führen, die Farangs normalerweise nur im Paket mit Thai- oder Farangfrauen zu sehen gewohnt sind und noch einige recht nette Töchter in geschlechtsreifen und heiratsfähigen Alter im Angebot hatten. Ich lehnte dankend trotz verschiedener eilig präsentierter Schönheiten ab. Als der Bus dann fuhr schnarchten alle Thais vor sich hin, ich durfte mir eine schlecht synchronisierte Version des schlecht gefilmten Filmes “Pearl Harbour” ansehen (worum gehts da eigentlich?) und gelangte gestern morgen zurück auf meine Insel.
Ich bin wieder hier. Müde aber zufrieden. Bangkok war schön und leider, leider, leider muss ich recht bald schon wieder hin, um endlich die Stempel in meinen Pass zu bekommen. Andere Gründe nach Bangkok zu fahren gibt es nicht. Wirklich.
Und Fotos? Die ersten Tage hab ich den Fotoapparat im Hotel vergessen, weil er in den Rucksack und nicht die Umhängetasche gesteckt war, wo er normalerweise erreichbar gewesen wäre (das war die dämliche Security in der Botschaft, was bittesehr glauben die soll man in ihrem hässlichen Betonklotz denn photographieren? Das Köhlerfoto? Häh?). Dann hatte ich ihn mit, wollte aber keine Photos schie?en. Drei Fotos hab ich gemacht. Für mich.
Und die Sache mit den Frauen? Siehe Tagline (das Ding unter dem Titel dieser Seiten).
PS: Bester Spruch des Wochenendes: “Siam Square is for Teenagers, Silom Road for Gays.”