Samui? Samui!David's Neighbour's Notizen über sein Leben als Auswanderer auf der Insel Koh Samui in Thailand. Auf Deutsch, und so...

Fibonacci, Pi und Beer Chang

Li und ich sitzen in meiner präferierten Ladybar an der Theke und trinken Beer Chang. Mai schlängelt sich zu den harten Beats aus den Boxen um eine in Reichweite stehende Stange und schwelgt in ekstatisch rhythmischen Zuckungen. Wir unterhalten uns gerade über Leonardo Pisano und seine Vorliebe für die Null die es vor ihm im Abendland nicht gibt und Li ist schockiert, dass ich Nullen für ausgemachten Unfug halte (ich sage das nur, um eine andere Meinung zu haben und das sehr fruchtbare Gespräch im Fluss zu halten). “Aber dann kannst du doch nie mathematisch beschreiben, dass nichts da ist!” sagt sie. Ich murmel “Das hättest du gerne. Erst gibts nichts und dann noch drüber reden wollen. Nene. Nich mit mir!” und lasse beiläufig meinen Blick über ihre nur von wenigen Stofffetzen bedeckten Beine gleiten.

Mai murmelt an der Stange: “Mich würde ja mal interessieren, warum in der Fibonacci-Folge die Sieben nicht auftaucht. Das ist so eine wichtige Ziffer, wenn nicht die, welche sonst hätte es verdient?” Sie hat eindeutig am meisten von uns gebechert. Ich sage ihr, dass die Folge auf der Grundlage von mathematischen Formeln gebildet wird und es einfach nicht geht, dass die Sieben als Primzahl darin vorkommt. Wäre es keine Primzahl, könnte man nochmal darüber reden. “Jaja. Ihr Europäer erklärt immer alles mit Primzahlen.” Ich hole weit aus und beginne in den Tiefen der Mathematik nach Erklärungen zu wühlen als Li die Diskussion mit einem brüsken “Und überhaupt: Die Fibonacci-Folge ist doch ein total sinnloses Stück abendländischer Mathematik. Damit brauchen wir uns nun wirklich nicht zu beschäftigen! Lasst uns lieber noch ein Chang trinken!” beendet. Ich bin ihr sehr dankbar, denn für einen Augenblick lang will mir nicht einfallen, ob denn nun Pisa als Geburtsort von Pisano inzwischen historisch bestätigt ist oder nicht.

Mai schreit “Hello man!” und lässt ihren Hintern raushängen. Der angerufene Mann aber fährt unbeeindruckt auf seinem knatternden Moped weiter. Sie seufzt, springt an der Stange hoch und lässt sich langsam mit weit abgespreiztem Bein herunterdrehen. Mir fällt ein, dass ich lange keine Klamotten mehr zur Wäscherei gebracht habe. Mai murrt “Pi ist auch nicht mehr, was es früher mal war. Man braucht nur eine kleine Ziffer zu ändern und schon kriegt man keinen Kreis mehr hin.” Sie hat eindeutig am meisten von uns gebechert. Wir pflichten ihr bei, schlagen unsere Chang-Flaschen aneinander und trinken.