Ich habe seit gut vier Monaten einen Nachbarn.
Also Nachbarn hatte ich schon immer, die bezeichnen sich aber nicht so. Dieser Nachbar hingegen schon. Meine Hausherren, denen sein Haus auch gehört, erzählen immer begeistert, dass er Englischlehrer an der Schule in Nathon ist und aus Südafrika kommt.
Mir ist er die ersten zwei Monate durch Nicht-Existenz aufgefallen. Meine Hausherren meinten immer, dass er sich freut, mich als Nachbarn zu haben. Endlich mal jemand, mit dem man trinken kann. Gegen Trinken habe ich nichts. Trotzdem sah ich ihn nie. Dann hat er die Hausherrin mal mit Englisch beschult, was sie mit seltsamen Dialogen an mir erprobte.
Seit zwei Monaten nun fährt er häufiger am Haus vorbei und beobachtet mich lachend dabei, wie ich meine Hunde in Sicherheit bringe, weil er so schnell fährt und die beiden Kleinen in der Regel vor den Autos herumhüpfen und bellen.
Seit gut sechs Wochen kenne ich ihn dann wenigstens vokal. Seine Stimme und die seiner Freundin/Frau (Thai) schallen gut zweimal die Woche abends durch den Dschungel (sein Haus steht 100 Meter entfernt). Sie unterhalten sich über interessante Themen wie “Fuck me??? No! Fuck you!” und “I kill you bitch!”. Die Hausherren sprechen inzwischen nicht mehr so häufig über ihren neuen Mieter.
Gestern mittag nun stand seine Freundin vor dem Haus. Mit Baby. Und lud mich ein zum Dinner. Das will er schon lange mal mit mir machen. Irgendwie haben alle Farangs so ein dringendes Bedürfnis auf soziale Kontakte mit anderen Farangs. Ich könnte ganz gut ohne alles farangische leben.
Egal. Sonntag abend darf ich mit ihm speisen. Sie (die Frau/Freundin) meinte schon, es gäbe Farang-Food, er mag kein Thaifood. Ein weiteres Merkmal von dauerhaft in Thailand lebenden Farangs. Wenn man mich nun fragen würde, was denn nun genau einen Farang der ausschlie?lich mit Farangs socialised und kein Thaifood isst in Thailand macht — was sollte ich denn darauf antworten?