Samui? Samui!David's Neighbour's Notizen über sein Leben als Auswanderer auf der Insel Koh Samui in Thailand. Auf Deutsch, und so...

Neue Visabestimmungen ab 1. Oktober

Thailand hat die Visabestimmungen geändert. Diese Meldung erzeugte ein kleines bisschen Unruhe, auch ich bin gefragt worden, ob mich das irgendwie betrifft. Tut es, dazu am Ende mehr. Zuerst einmal, was sich denn geändert hat und warum (wobei sich die Informationen in der Regel auf die drei deutschsprachigen Länder beziehen).

Welche Visaarten gibt es?

Es gibt drei Haupt-Visa-Arten, mit denen man in Thailand leben kann.

Das “visa on arrival” (VoA), Einreisevisum, das man automatisch bekommen kann, wenn man in Thailand ankommt. Das Visa hat eine Gültigkeit von 30 Tagen und wird bei Wiedereinreise erneuert. Bis zum 1. Oktober ist es durch Aus- und Wiedereinreise unbegrenzt erneuerbar. Visarun.

Das “tourist visa”, Touristenvisum, das man bei Botschaften und Konsulaten außerhalb Thailands beantragen kann. Man kann mit diesem Visa 60 Tage im Lande bleiben und mit einem Antrag bei einem der Immigrationsbüros um 30 Tage verlängern. Eine Spezialform dieses Visas ist das “tourist visa 90days” das zur wiederholten Einreise innerhalb von 90 Tagen mit einer Aufenthaltsdauer von 60 + 30 Tagen wie eben beschrieben berechtigt. Damit kann man bis zu 180 Tage mit einem Visarun und zwei Verlängerungen im Immigrationsbüro bleiben. Anschliessend muss ein neues Visa beantragt werden.

Die beiden eben genannten Visa berechtigen nicht zur Antreten einer Arbeitsstelle in Thailand. Will man eine Arbeitserlaubnis bekommen, dann muss man ein “non immigrant visa” beantragen. Dieses Visa berechtigt zu einem Aufenthalt von 90 Tagen im Königreich und man kann es einmal um 60 Tage verlängern. Es gibt das Visa mit einmaliger Einreiseerlaubnis und als Visa mit Einreiseberechtigung für ein Jahr. Ich bspw. bin nach Thailand mit einem “Non Immigrant Visa Kategorie B” mit Einreiseberechtigung für ein Jahr gekommen. Nach dem Ende der Aufenthaltsdauer muss man das Land verlassen, kann aber im Gültigkeitszeitraum des Visa wieder einreisen. Visarun. Wird der Pass geklaut, ist das Visa weg, wie ich erfahren habe ;] und man befindet sich als Tourist im Lande.

Das Non Immigrant Visa erhält man in Botschaften und Konsulaten außerhalb Thailands, allerdings nicht in Botschaften der Staaten die eine direkte Grenze mit Thailand haben.

Die folgenden Klassen des Non Immigrant Visa gibt es derzeit:

  • B: Business
  • D: Diplomaten und Botschaftsangestellte
  • ED: Lehrer, Professoren
  • EX: Expertenvisa
  • F: Offizielle Missionen (den Unterschied zu D kenne ich leider nicht)
  • IM: Investorenvisa, für Ausländer, die ihre Firma unter dem BOI eröffnen wollen oder bestimmte Geldmengen ins Land bringen (siehe unten)
  • M: Massenmedien und Pressevertreter
  • O: andere Gruppen (bspw. offizielle Einladungen, Ruhestand usw.)
  • R: Missionare
  • RS: Forschung und Bildung
  • S: Teilnahme an Sportevents

Alle Non Immigrant Visa haben in ihrer “Normalausführung” eine Aufenthaltsdauer von 90 Tagen was für einige Dauerresidenten Visaruns aller 3 Monate mit sich bringt, auch wenn sie hier nicht arbeiten und keine Touristen sind. Es gibt die Möglichkeit, die Visa so zu beantragen, dass man anstatt des Visaruns einen Spaziergang ins Immigration Office macht und sich regelmässig meldet. Mein drittes Visum mit der Arbeitsgenehmigung beispielsweise mit dem ich mit bis Juni hier aufgehalten habe war sowas. Das Immigrationoffice von Samui ist an der ersten Kreuzung südlich von Nathon.

Nur mit dem Non Immigrant B Visa kann man meines Wissens nach eine Arbeitserlaubnis beantragen. Die Arbeitserlaubnis ist immer mit dem Visa gekoppelt. Ohne Visa keine Arbeitserlaubnis. Das gibt dann einmal im Jahr ein paar Behördengänge.

Es gibt einige andere Visa, die allerdings sind nur interessant, wenn man mit einer/m Thai verheiratet ist (dazu nächstes Jahr mehr) oder sich zur Ruhe setzt. Ich habe auch von Farangs gehört, die in den 70er Jahren Firmen aufgebaut haben und heute mehr als 1000 Angestellte haben und dafür soetwas wie eine Ehrenbürgerschaft mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung bekommen haben. Aber mal immer langsam, das kann später angegangen werden.

Was genau hat sich denn nun geändert?

Zuerst einmal wurde eines der Non Immigrant IM Visa abgeschafft. Man konnte 3 Millionen Baht investieren (in Fonds, Condominiums usw.) und dafür eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Dieses Visa wurde vor rund drei Wochen abgeschafft.

Vor gut 2 Wochen dann begannen Gerüchte die Runde zu machen, das Touristenvisum sei abgeschafft. Nach ein paar panischen Tagen auf den einschlägigen Webboards kamen die ersten Presseberichte (alle aus dem Ausland), dass ein Angestellter (!!!) der Immigrationsbehörden am Sonntag (!!!) vor zwei Wochen erklärt hätte, die Einreisevisa wären ab 1. Oktober nur noch 3 Mal in Folge erteilbar. Vergangene Woche dann kam auch die offizielle Erklärung.

Es wurde folgendes geändert: Ab 1. Oktober wird das VoA nur noch ausgestellt, wenn man in den vergangenen 90 Tagen maximal 2 Einreisestempel im Pass hat. Hat man drei Stempel im Pass, dann bekommt man kein VoA mehr ausgestellt für 90 Tage. Oder um es genau und offiziell auszudrücken:

  1. According the Article 13 (3) of the Ministerial Regulation which stipulated the criterions, practices and conditions regarding the verification, exception and the changes in the visa requirements B.E. 2545 (2002) dated on 16th August B.E. 2545 (2002), within six months period, the holder of passport or substitutive documents which issued by any country that is approved by the Minister of the Interior, under the approval of the Cabinet, to enter to temporarily stay in Thailand for tourism purpose, shall be permitted to enter Thailand several times. Each permitted time shall not be exceeding 30 days period, and the total period shall not be exceeding 90 days from the first day that the passport holder arrived in Thailand.

Klar? Man kann also von 180 Tagen 90 mit einem VoA in Thailand verbringen. Die Immigrationsbüros haben diese Bekanntmachungen ausgehängt. Mit dem Touristenvisum haben diese Bestimmungen übrigens nichts zu tun.

Ich habe vor zwei Tagen gelesen, dass ein Offizieller gesagt hat, man beginnt am 1. Oktober mit dem Zählen, die Farangs brauchen sich also erstmal keine Gedanken zu machen. Falls das so ist kann man mit dem VoA noch bis Ende Dezember dauerhaft hier bleiben. Allerdings finde ich diesen Satz in keinem der gesammelten Links wieder. Wunschdenken, nehme ich mal an.

Und warum wurden die Bestimmungen verschärft?

Im Fall des Investmentvisas ist es ganz einfach. Es gibt ein anderes Investmentvisa: Der Investor kann mindestens 10 Millionen Baht (um die 220.000 EUR) für mindestens 10 Jahre im Lande anlegen, per Investor mindestens 8 Millionen Baht, Ehegatten erhalten ein Visa für weitere 6 Millionen Baht, unverheiratete Kinder unter 21 Jahren für 2 Millionen Baht. Das bringt Thailand mehr Investitionsmasse als das 3 Millionen Visa.

Im Falle des VoA ist es schon etwas komplizierter. Wenn man aber die Berichterstattung der letzten Monate überwacht hat, bekommt man eine leichte Ahnung. John Kerr, der selbsternannte amerikanische Kindermörder wurde in Thailand verhaftet und die Medien schrieben, dass er sich hier mit VoA und Visaruns aufhielt. Ein Engländer der seine Frau und seine Kinder umgebracht hat wird in Thailand verhaftet — auf einem Visarun . Pädophile aus Australien? Hier mit VoA. Viagradealer aus Deutschland? Hier mit VoA. Schlagzeilen über Thailand in den vergangenen Monate lauteten unter anderem “sanctuary for foreing criminals”. Die Änderungen der Visabestimmungen sind ein erster Schritt zur Wahrung des Gesichts. Das ist sehr wichtig in Thailand.

Da man beim VoA nicht in einer Botschaft oder in einem Konsulat ein Visa beantragt, kann auch nicht genauer überprüft werden, wer da das Land mit einem vermutlich gültigen Pass betritt. Erst wenn internationale Haftbefehle ausgestellt werden, wissen die Grenzbeamten, wen sie vor sich haben und können die Einreise verweigern.

Durch den Putsch wird sich übrigens nichts an den Visaregelungen ändern, denn es geht hier wirklich darum, unerwünschten Subjekten die Einreise zu verweigern.

Und ich?

Ehm, also zugegebenermaßen befinde ich mich derzeit als Tourist im Lande. Allerdings arbeite ich seit Juni auch nicht, was man vor allem an meinem Kontostand (zweistelliger Bahtbereich) sieht. Ich suche immer noch nach einem Job, denn selbständig machen wollte ich mich nach meinen Erfahrungen in Deutschland nicht mehr. Zwar kann man die Möglichkeiten hier nicht mit Deutschland vergleichen und mit 400 Euro im Monat fürstlich leben, man merkt aber gerade an solchen kurzfristigen Anordnungen, dass sich alles ganz schnell ändern kann.

Es gibt zwei Projekte die noch in den Ideenphasen stecken und mich bewegen könnten, hier eine Firma aufzumachen.

Je nach Zählbeginn der Verordnung (ich habe bereits 4 VoA-Stempel im Pass) werde ich Ende Oktober oder Ende Dezember einen größeren Visarun bspw. nach Singapore machen und mir je nach finanziellen Möglichkeiten entweder ein Touristenvisum mit Doppeleinreise oder ein Jahres Non Immigrant B Visa verschaffen. Mit letzterem kann ich dann eine Arbeitserlaubnis beantragen. Ich werde berichten.

Und nochmal nachtreten

Wenn also die Welt schreibt , dass 40.000 deutsche Dauertouristen zornig sind, dann handelt es sich bei diesen um Kriminelle. Leute die dauerhaft in Thailand bleiben wollen haben die Möglichkeit, bei Botschaften und Konsulaten Visa zu beantragen. Die beiden Gründe für eine Verweigerung dieser Visa sind mangelnde Finanzen oder eine kriminelle Vorgeschichte. Aber an dem Artikel ist ja auch die Hälfte komplett falsch. Also denken wir nicht weiter darüber nach.

Fast vergessen

Ich soll ja auch noch meine eigene Meinung zu den neuen Regelungen sagen: Ich bin ziemlich angepisst, aber nur, weil das Geld grade alle ist und die Regelungen der preiswertesten Variante des Hierbleibens einen Riegel vorschieben. Ansonsten finde ich es sehr in Ordnung, dass man versucht, das Visasystem in Thailand in Ordnung zu bringen. Ich bin da ganz pragmatisch und hab auch nichts dagegen, dass es mir schwerer gemacht wird, hier zu bleiben. Einerseits kann man es als Ehre ansehen, hier zu leben, andererseits gibts weniger “unerwünschte Subjekte” im Lande. Und ich habe einige jener kennen lernen dürfen in den vergangene 21 Monaten.