Samui? Samui!David's Neighbour's Notizen über sein Leben als Auswanderer auf der Insel Koh Samui in Thailand. Auf Deutsch, und so...

Visakhapuja Day

(Die Bezeichnung dieses Tages ist regional verschieden und kann von Visakha Bucha über Vesak Bucha hin zum titelgebenden Visakhapuja variieren.)

Feiertage sind wichtig um die Moral der Truppe zu stärken. Aus diesem Grund hatten wir am Sonntag mal wieder einen Feiertag. Da Sonntage sowieso besondere Tage sind (ich will aus bestimmten Gründen nicht mehr sagen, dass sie frei sind, dazu vielleicht später mehr) wird der freihabende Teil des Feiertages auf den Montag verschoben. Weshalb für (immernoch) viele Thais (auch mich) am Montag (also heute) ebenso frei war. Nur so nebenbei erwähnt, dieses Verschieben von Feiertagen würde sich in bestimmten europäischen Ländern ganz gut machen, dann müssten sich nicht so viele Nörgler beschweren, wenn mal in einem Jahr alle Feiertage auf das Wochenende fallen. ?berhaupt sollten bestimmte europäische Länder ihre Feiertagsstrategien neu überdenken. Insofern hat dann eine eventuelle neue überaus christliche Regierung durchaus ihre Vorteile. Christliche Feiertage für alle, auch die Dummen. Aber ich wollte eigentlich etwas ganz Anderes erzählen, fällt mir gerade ein.

Wir hatten also den Visakha Bucha Day. Der Autor entschloss sich kurzerhand dazu, einen Wat (wir Kenner nennen die Tempel hier gerne Wat) aufzusuchen, weil rein theoretisch an Orten, an denen Buddha gehuldigt wird an Tagen an denen Buddha gehuldigt wird etwas los sein dürfte. Der Autor hat Abitur (noch im letzten Jahrtausend gemacht) und auch während des Studiums (ebenfalls grö?tenteils für die Katz) gelernt, seine logischen Fähigkeiten zu verbessern. Auch hier im Land der Leichtigkeit wendet er seine Kenntnisse dann und wann noch an um den geriatrischen Nebenwirkungen vorzubeugen. Auch diesmal hatte er natürlich Recht, was ihn fröhlich stimmte und den Beschleunigungsgriff seines Motobikes auf den maximalen Ausschlag drehen lie?.

Ich fuhr zum gro?en Buddha. Den hatte ich zwar schonmal touristisch besichtigt, aber es war damals totenstill dort und viele der sagen wir mal Elemente des Tempels eher als Ruine anzusehen. Diesmal jedoch schmückten Blumen die Statuen und alles war in farbenfrohe Bänder gehüllt, was mich etwas enttäuschte, denn ich dachte, in Tempeln würde nur dieses Gelborange genutzt. Es sah jedenfall sehr feierlich aus und viele Menschen und Farangs spazierten in der Gegend rum. Beim Erklimmen der Treppen sah man dann auch gleich, dass hier jede Menge Reparaturen durchgeführt wurden und anscheinend auch genügend Geld zusammengekommen ist, um die Glocken rings um die Statue zu reparieren bzw. neue zu kaufen. Man geht einmal um Buddha herum und schlägt mit einer Münze die Glocken an. Das bringt Glück im Leben. Ich werde glücklich sein.

Wieder unten angekommen sah ich dann zum ersten Mal in meinem Leben bewusst Lotusblumen. Das ist an und für sich nichts Besonderes, sind sie aber beckenfüllend um einige Buddhastatuen angeordnet (beim letzten Mal war da ein umgekippter Algentümpel zu sehen) bekommen sie einen gewissen Sinn und sehen anders aus. Ich überlegte nur kurz, was denn aus der Lotusfarbe geworden ist, ob man denn nun die ICEs damit streichen würde — ein Flashback in alte analytische Zeiten.

Am Fuss von Big Buddha verkauften die Mönche dann noch allerlei Kleinkram, den man dem gro?en Meister mit nach oben nehmen konnte. Das war dann mal wieder ein Beweis für meine besondere Fähigkeit, alles erst dann zu sehen, wenn es zu spät ist. Eine ‘Spende’ allerdings konnte ich loswerden: Ein Stein des neuen Tempels trägt den Namen ‘GrauMeister’. Ich habe einige Serifen eingefügt. Das nächste Mal werde ich dem Buddha auch einige nützliche Dinge nach oben tragen und nicht inkognito auftreten sondern meinen wahren Namen verewigen, ich wei? nur noch nicht welchen.

Die Entscheidung nach Big Buddha nicht rechts sondern links ins Nichts hinein zu fahren, war eine gute, denn nach einer Weile kam eine weitere Buddha-Figur mit angeschlossenem Wat ins Blickfeld. Um diesen Tempel herum war ein riesiger Markt aufgebaut, auf dem allerlei Erbauliches und Unterwäsche verkauft wurden. Au?erdem gab es Essbares. Nun. Also ich hatte ja schon länger vor, mal was ’echt thailändisches’ zu essen und nicht immer nur das auf den Farang angepasste Pseudogelumpe. Jedenfalls war es recht einfach, an einen dieser Stände heranzutreten, wahllos auf ein paar komische Gebilde zu zeigen und dabei so auszusehen als ob man wei? was man will. Diese Sicherheit verschwand, als aus einer Thai drei wurden und emsig rumgemacht wurde. Das Zeug wurde gekocht, gebraten und fritiert. Nach ungefähr 10 Minuten zog ich dann endlich mit meinem Essen in einer Plastiktüte ab. Ich hatte schon vorher gesehen, dass die Thais ihr Essen gerne in Plastiktüten packen was mich etwas schaudern lie? denn Hitze und Plastik ist in meiner Bildung ein etwas ungesundes Konglomerat. Naja, ich wollte den Thaistyle, ich bekam ihn.

Nach ein paar Ecken fand ich ein schönes Plätzchen an einem Teich, lies mich nieder und die frittierten Bröckchen in mir verschwinden. Ich wei? zwar nicht, was es war, möchte es aber auch gar nicht wissen, denn es war überaus lecker. Ein paar Stücke sahen so aus wie Flühlingslollen, waren es aber definitiv nicht, denn es war kein Gemüse drinnen sondern irgendwas Schleimiges. Andere wiederum sahen wie frittierte Kartoffelbällchen aus, fühlten sich innen aber wie hartgekochte Eier an (und schmeckten auch so). Alles zusammen schwamm in einer stark scharfen (Pet Pet! You like really? — Chai, phom chop pet pet! — Jing jing?) roten So?e deren Hauptbestandteil die Innereien von Peperonis waren.

Während ich so vor mich hin schlemmte stellte ich fest, dass die Leute um mich herum nicht a?en sondern Körner ins Wasser warfen. Was auf den ersten Blick wie eine weitere buddhistische und nicht weiter erklärbare zeremonielle Handlung aussah, entpuppte sich als ein überaus cleveres Konzept der Mönche zur Schaffung monetärer Mittel für den Bau des neuen Tempels.

  • Im Teich schwimmen Fische
  • Die Leute kaufen Körner für 20 THB, füttern damit die Fische und fühlen sich gut
  • Die Fische gedeihen und die Mönche mössen sich nicht um die Fische kümmern
  • Die Mönche holen die Fische aus dem Wasser und verkaufen sie

So kommt (in Thairelationen) jede Menge Geld zusammen, denn die Kinder lieben es Körner ins Wasser zu werfen und zu sehen, welches Tohuwabohu die Fische dann anrichten. Wenn man Glück hat, dann sieht man auch ein paar riesige Welse (ich dachte immer, die Biester werden nicht sehr gro?) sich an der Futterjagd beteiligen. Und wenn man es schafft, ein paar Körner einem der wenigen Goldfische zukommen zu lassen, wird man noch glücklicher. Es macht doch alles Sinn.

Nachdem ich mich am Tempelaufbau beteiligt hatte, kam ich dann zu Buddhas Fusstapfen. Der Typ hat wahnsinnig gro?e Fü?e (was ihm einige Probleme beim Schuhkauf auf dieser Insel bereiten dürfte, aber das ist ein ganz anderes Thema) und hinterlässt an verschiedenen Stellen im buddhistischen Raum seine Spuren. Man findet in jedem Tempel mindestens eine Spur. Die ist gro? genug, um Geldstücke hineinzulegen und sich etwas zu wünschen. Ich hoffe, dass mein Wunsch im Mittelpunkt des kleinen Fu?zehs gut aufgehoben ist.

Zuletzt sah ich mir dann noch einen Buddha mit 18 Armen an. Wobei ich annehme, dass es ein Buddha ist, wenngleich auch weiblich oder zumindest metrosexuell. ?ber die Bedeutung der Symbole konnte mir niemand Auskunft erteilen, weshalb ich vermutlich demnächst wiederkommen werde und einen der Mönche ausfragen werde. Diesmal ging das nicht, denn die Mönche waren mit Lebenshilfe für junge Paare und dem Anpreisen (in beiderlei Hinsicht) von Buddhafiguren beschäftigt.

So. Und was ist der Visakha Bucha Day nun für ein Tag? Einer der wichtigsten Tage im Buddhismus. Auf diesen Tag (der sechste Vollmond des Jahres) fallen Geburt, Erleuchtung und Tod Buddhas. Man geht in den Tempel (hab ich gemacht), hört den Mönchen beim Predigen zu (hab ich gemacht), verrichtet allerlei Dinge, die einen später mal glücklich machen werden (hab ich gemacht) und spendet kräftig (hab ich gemacht).

Alles in allem ein überaus gelungener Tag der Annäherung an Lord Buddha mit einem schmackhaften White-Snapper-Ende im Fischrestaurant meines Vertrauens.