Samui? Samui!David's Neighbour's Notizen über sein Leben als Auswanderer auf der Insel Koh Samui in Thailand. Auf Deutsch, und so...

Die verfluchte Woche

 

Die vergangene Woche war verflucht. Das war eigentlich allen klar, nur mir nicht. Alles begann mit dem unschönen Ableben meiner Nachbarn am Sonntag (was ich erst Dienstag abend wusste, da wars aber schon zu spät). Aber mal schön statistisch der Reihenfolge nach:

Sonntag

Es ist abends, dunkel und draussen ist erheblicher Rumor, den ich natürlich erst beim Gassi gehen mitbekomme. Es stehen drei Pickups auf der Straßge und mindestens 50 Menschen. Das Haus hinter meinen Nachbarn (ich lebe im dritten Haus in einer netten Reihe) ist hell erleuchtet. Der eilig als Kundschafter vorausgeschickte Hund berichtet von einem Einbruch und der nachfolgenden Erledigung der Bestrafung der Täter in Thaistyle durch herbeigeeiltes Dorfvolk (“broke into house is ok we do everythin already”). Ich halt mich raus (ich verstehe eh nicht, was die sagen) und verschliesse die Tür fortan besonders sorgfältig.

Montag

Abends fällt mir auf, dass ich seit zwei Tagen die Bewohner des ersten Hauses nicht gesehen habe. Nicht dass ich sie je gesehen hätte, der Mann fuhr jeden Tag mit seinem BMW weg und die Frau lief jeden Abend gegen 18 Uhr eine Stunde lang ums Haus. Das war immer sehr scary, so schlurfschlurfschlurf und (zurück)gegrüsst hat sie nie. Alt waren sie auch schon ziemlich (das kann man bei Thaifrauen nie so genau sagen, die meisten sehen mit 37 schon aus wie 50 und den Mann hab ich nie gesehen). Der Groundkeeper meiner kleinen Siedlung legte dann an diesem Abend Steine in die Auffahrt (die kleine Siedlung hat drei Einfahrten und ich nutze immer die neben dem ersten Haus in meiner Reihe) so dass ich mit meinem Moped ziemlich schwer durchkam. Ich kam aber durch, keine Sorge. In der Nacht dann maunzten zwei Katzen unter meinem Haus als ob sie rollig wären und brachten mich um meinen Schlaf.

Dienstag

Es regnete seit Sonntag und so kam es zur üblichen Flut die meiner Meinung nach schwerer weil tiefer als die bisherigen waren. Wir (Pokki und ich) steckten in einer mopedkorbtiefen Überflutung fest (Thais holen mein Moped aus dem Wasser, Dänen retten Pokki) und gelangten nach 3 Stunden nach Hause. Am Abend kommt meine Quelle und sagt mit geheimnisvoll dumpfer Stimme zu mir: “I have to tell you something, the people in the first house …” “… are dead.” sag ich die Stimmung erheiternd wollen und ernte ein “Why you know?” — Es stellte sich heraus, dass die Bewohner des Hauses am Sonntag einem recht üblen Autounfall erlagen (“much blood, much people”) und man am Sonntag versuchte ins Haus zu gelangen um Papiere für die Polizei zu verschaffen. Das war also der Aufruhr. Ich war dann noch so verwegen von den Katzen und der Einfahrt zu erzählen — das hätte ich mal sein lassen sollen. Jedenfalls bin ich verflucht. Man geht nicht so nah am Haus von kürzlich Verstorbenen vorbei, deshalb die Steine. Und die Katzen sind die unruhigen Geister der Verstorbenen die sich nun an mich gehängt haben. Ich hätte den weitest möglichen Bogen um das Haus machen sollen. Nun jedenfalls bin ich verflucht und sollte möglichst alles versuchen, um wieder rein zu werden: “You see? Rain and Water only because of you!” — Ich mach mich ein bisschen lustig (“I see dead people!”) und ernte verängstigte Tränen “You live alone. No Good!”

Mittwoch

Ich begebe mich an die Überschwemmungsstelle um mein verwaistes nicht funktionierendes Moped zu holen. Es funktioniert immer noch nicht. Ich lasse also Gilbert den Vermieter des Mopeds kommen der etwa einen Liter Wasser rausholt, am Benzin schnüffelt und mir noch mitteilt, dass man in Chaweng nicht tanken sollte (“I lost 3 Motobikes there, they mix the benzoline”). Nach einer Weile startet die Kiste wieder und ich fahre glücklich ins Büro. Die Sonne scheint und Pokki fährt im Mopedkorb mit, lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen und selbigen vom Fahrtwind zerzauseln. Dann springt er nach vorne raus (normalerweise springt er immer zu mir hin, da kann ich ihn noch abfangen) und ich überfahre ihn oder schleife ihn ein bisschen mit. So genau kann ich das nicht sagen, denn das lief alles sehr schnell ab. Da er aber schnell unter einen Holzstapel gekrochen ist und nach eingehender Untersuchung auch keine Brüche aufwies (unsere Tierklinik ist glücklicherweise nur 100 Meter von der Sprungstelle entfernt, das nenn ich mal Glück) nehme ich eher erleichtert zweiteres an. Eigentlich hat er ja eine Vorliebe für todesnahe Erlebnisse (vorzugsweise Ersticken und Überfahren) aber das war natürlich wieder ein aus meinem Fluch resultierendes Ereignis.

Donnerstag

Ich kann nicht schlafen wegen der Katzen aber ansonsten ist alles gut. Oder brauen sich die Wolken nur im Dunklen zusammen? Ich verbringe jedenfalls den halben Tag mit einem störrischen Netzwerk und dem WLAN-Router in den letzten Zuckungen. (Fügen Sie an dieser Stelle einen Satz ein der in intensiv negativer Stimmung darauf hinweist, dass ich seit über einem Jahr predige, dass der Router eines Tages wegen der ständigen Spannungsschwankungen und Stromausfälle den Geist aufgeben wird. Fügen Sie hier eine Anmerkung ein, dass es auch das nächste Mal so sein wird, dass erst für Abhilfe gesorgt wird, wenn es zu spät ist. Fügen Sie hier einen Spruch ein, dass es mir leid tut, dass ich leider nahezu immer Recht habe aber ich habe eben nun mal bei Dingen die ich absolut postuliere nahezu immer Recht, das liegt daran, dass ich Rechthaben studiert habe.)

Freitag

Neben den üblichen Ereignissen auf Arbeit (Notiz an mich: Wahrscheinlichkeit für Tag X = (ME-Faktor * dlastX) / K-Faktor — prüfen!!!) und einem platten Reifen passierte nicht viel. Lag es vielleicht daran, dass ich den hungrigen Katzen abends Futter rausgestellt habe, die weitest entfernte Ausfahrt meiner kleinen Siedlung nutze und plane am Sonntag im Tempel vorbeizugehen und die Seelen der Verstorbenen dort zurückzulassen?

Samstag

Wir werden sehen. Heute ist noch nichts passiert. Am ersten Haus hängt ein Schild “For Rent” ;]